Auf den ersten Blick erscheint Tsukuba wie ein Déjà-vu des Vier-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Dieselben japanischen Allradfahrzeuge habe ich dort auch schon gesehen, immerhin sind diesmal ein oranger Audi TT und ein HPA Volkswagen Golf IV R32 Stage II mit von der Partie.
Gran Turismo hat über tausend Fahrzeuge in seinem Repertoire. Warum werden wir dann genötigt, immer und immer wieder gegen dieselbe Handvoll Konkurrenten anzutreten, die zu allem Überfluss noch nicht einmal sonderlich interessant sind? Nachdem ich auf dem Nürburgring meinem Ferrari 430 Scuderia das Vertrauen nicht geschenkt hatte - obwohl er durchaus eine Chance gehabt hätte, wie sich zum Schluss herausgestellt hat - hole ich dies hier nach.
Kaum habe ich eine Runde gedreht, das nächste Déjà-vu. Die Strecke kenne ich vom Vier-Stunden-Roadster-Rennen. Nach dieser ersten Runde habe ich sage und schreibe sechs Sekunden Rückstand, was angesichts der Kürze von unter einer Minute staunend macht. Der Ferrari erweist sich auf dem kurvigen Rund ohne wirkliche Geraden als suboptimal, kaum auf dem Gas, schon wieder Bremse treten, Gas, Bremse, Gas, Bremse, 9 Stunden - das kann ja heiter werden. Immerhin hole ich ab R 2 auf und führe von R 7 an, was mich aber nicht sonderlich beruhigt. Schließlich wird dies ein Kampf der Technologien. Ein reinrassiger Sportler mit Heckantrieb gegen die japanische Allradarmada. Der Reifenverschleiß spricht sicher gegen mich, der Verbrauch vielleicht für mich. Schnell reduziert sich die Konkurrenz auf ein Fahrzeug - irgendein Nissan Skyline. In R 21 gelingt mir eine erste richtig schnelle Runde - 57,708. Ab R 30 machen sich die abbauenden Reifen bemerkbar und ich frage mich, wann ich wohl zum ersten Mal an die Box muss. Die Zeiten werden immer schlechter, so dass ich in R 41 erstmals in die Boxengasse einbiege. Mit nur vier Sekunden Vorsprung komme ich wieder auf die Strecke und es scheint sich ein spannender Kampf anzubahnen, zumal mein Rivale sehr schnell aufschließt.
Allerdings hat der Nervenkitzel schnell ein Ende, als mein Gegner im Verkehr stecken bleibt. Dass die KI kein Großmeister des Überholens ist, ist allgemein bekannt, aber was der Kollege treibt, grenzt an Arbeitsverweigerung, so dass ich mich darauf konzentriere, einerseits den Reifenverschleiß zu beobachten und anderseits die Hatz auf schnelle Runden zu eröffnen. Allem Anschein nach brauchen die Reifen vier bis fünf Runden, ehe sie auf Temperatur kommen, danach ist für ungefähr 15 Runden die Zeitenjagd eröffnet.
Bei meinem zweiten Stopp in Runde 82 führe ich mit zwei Runden, meine Bestzeit liegt bei 57,501. In Runde 123 wechsle ich abermals die Reifen und schaffe es von Runde 92 an, dreimal in Folge meine Bestzeit zu brechen. 57,091 - geht eine Runde unter 57 Sekunden? Der folgende Stint beantwortet diese Frage nicht, bis Runde 164 gelingt es mir jedenfalls nicht. In Runde 177 haue ich eine 56,854 auf die Piste. Noch ein paar Mal gelingt es mir, unter der magischen 57 Sekundengrenze zu bleiben, dann biege ich in Runde 205 in die Pit ein.
In Runde 247 pflüge ich einmal durch das komplette Fahrerfeld, weil sich die - mit Verlaub - Deppen wieder gegenseitig blockieren. Kurz danach biege ich in die Box ein, um zu testen, wie schnell ich in die Boxengasse einbiegen kann. Prompt rattert mein Autopilot einmal durch die Box, ohne zu tanken oder Reifen aufzunehmen, so dass ich in der nächsten Runde abermals einen Pitstopp einlege. In R 259 schaffe ich eine 56,689 und in meiner letzten Runde vor dem nächsten Reifenfassen, in R 289 eine 57,790! Auf diese bin in besonders stolz, weil sie mit abfahren Reifen erzielt wurde. In R 299 verbessere ich erneut meine Rundenzeit auf 56,657 und muss feststellen, dass sich der Rest des Feldes immer wieder zusammenballt, da die KI mit dem Überholen ihre liebe Mühe hat.
So langsam frage ich mich, ob es möglich ist, pro Minute eine Runde zu fahren, was bei 9 Stunden 540 Runden bedeutet würde. Kurz darauf rauscht mir einer ins Heck und ich habe einen heftigen Abflug. Um mein Ziel trotzdem noch zu erreichen verkürze ich meine letzten beiden Stints, so dass ich auf den Schlussrunden nicht mehr so viel Zeit liegen lasse. Nachdem ich anfangs empfindlich auf den – selbstauferlegten – Druck reagiere und mir den ein oder anderen Fahrfehler zu Schulden kommen lasse, stabilisiere ich mich wieder und fahre konstant schnelle Runden, die in einer 56,067 in R 526 gipfeln. Gleich darauf habe ich einen heftigen Abflug, weil ich meine, in der Zielkurve doch noch überholen zu können. Hochmut kommt vor dem Fall. Fünf Minuten vor Schluss habe ich schlussendlich mein Ziel erreicht. Am Ende sind es 545 Runden bei 18 Runden Vorsprung.
Mein Fazit: Im Gegensatz zum Nürburgring reicht auf kurzen Strecken mit dementsprechend zahlreichen Überholvorgängen ein leistungsschwächeres Fahrzeug vollkommen aus, was ich beim nächsten Mal zu beweisen gedenke.

Auch Nürburgring kann man mit schwächeren Kisten bezwingen, die KI lässt überall massig Zeit liegen, bremst und rollt bspw unnötig viel ab Bergwerg bis zur Mutkurve, wo man nun wirklich mit allen Fahrzeugen voll durchziehen kann.

Sonst ein feiner Bericht, [ironie]unerwartet spektakulär auf einer wirklich spannenden Strecke...


Hier rein fürs nächste mal.

.Ce. schrieb:

Nächstes mal etwas weiter schauen, zum 4h Nürb, sowie alle anderen Langstreckenrennen stehen oben Threads, da muss für einen Kurzbericht nicht unbedint jeder seinen Thread aufreissen.