Aloha, oder entsprechend dem ersten Stop vielleicht ehr Grüessech.
An dieser Stelle wird ein kleines Reisetagebuch von mir und meinem Ford Gotta Have It Green Metallic like a BOSS 302 '13 entstehen.

Sowie ein paar Randanekdoten von seinem krawalgebürstetem aufgeblasenem Bruder der im Zweitkontainer (auf eigene Kosten natürlich) mitreist...

Ankunft auf Schweizer Boden

Nach der Landung in Basel und einem kurzem Rundumcheck beider Fahrzeuge wollten die beiden erstmal eingefahren werden.
Immerhin wurden die beiden vor wenigen Tagen erst frisch vom Werk abgeholt, und der eine eben wie gesagt aufgepustet - bis auf einige wenige Testmeilen absolut jungfreuliche Fahrzeuge.
Also Tankstelle aufgesucht, vollgepumpt mit dem Allerfeinsten Pferdefutter, Bier und Grillgut noch schnell dazu, zu horenden ungewohnten Preisen - wie sich unterwegs herausgestellt hat, kostet feine Kuh teures Geld in Europa...
The Bigger Boss zieht immerwieder die örtliche Rennleitung auf den Plan und hat die ersten Kilometer in den Alpen ein paar Probleme, immerhin ist er ja auch weit weg von üblichen Straßenzulassungen und man war vorher so schlau und hat sich mit Behörden gehauen.
Alles nur für ein paar Meilen zum warmlaufen und um mal frische Alpenluft zu Schnüffeln...


Soweit sind schon drei Tage verplempert, aber man ist rumgekommen, Zeit endlich mal Richtung Dristelen zu kommen und die Strecke kennen zu lernen...

Angekommen und auf richtung Matterhorn, Bimmelbahn  
Bereits in Genf war The Bigger Boss schon unruhig und der Motor klang unrund, Problem weiterhin schwierig. Spontanste Vermutung, dass die weit über 5 Liter Hubraum nicht höhentauglich sind.
Möglicherweise wurde er auch zu sehr aufgezüchtet, die Tage mal sehen, wenn Zeit ist..


Tag 1, in aller herrgottfrühe blubbert der 302 vor sich her, ein paar Einstellungen werden nachgezogen, er heult ein paar mal auf, wobei das geheule relativ kernig ist...
Reifensätze werden beisammen gesucht, sortiert, Equipment gecheckt, alles Einsatzbereit. Auf zur Strecke.
Pünktlich um 6:30 Uhr geht es auf die Strecke, Temperatur gefühlt knapp über Null, Belastung für alles.

Eine halbe Stunde lang werden die Reifen warm gerutscht, die Strecke gelernt und langsam beschleunigt.
Hey, das war schnell, 1:17,8   Zurück ins Lager, die erlaubten Kleinigkeiten nachstellen und weiter die Strecke kennenlernen.
Seinem Namen alle ehre, stellenweise bäumt sich der Mustang auf, wird unruhig und biestig, es fühlt sich manchmal an, wie bei Münchhausen - volle Lunte auf einer Kanonenkugel.
Nach knapp zwei Stunden auf der Bahn gelangt man endlich in konkurenzfähige Zeitenbereiche, man schwimmt konstante tiefe 1:12er Zeiten.
Nach weit über 2 Stunden Kanonenkugelreiten geht die Konzentration langsam zuende, Hunger macht sich breit, die 435 Pferdchen heulen zu einer der letzten Runden über Start/Ziel Linie und da ist die Zeit endlich, 1:11,699, man sitzt mitten in der Konkurenz.
Etwas Luft ist da noch, aber viel wird die grüne Kiste nichtmehr hergeben... Und sowieso, erstmal: Frühstück.  und dann Reifen wechseln, der alte Quertreiber will neue

Während der Frühstückspause wurden ein paar Bilder ausgewertet, kam allerdings nicht viel brauchbares bei rum...





Weiter wurde der Datalogger ausgewertet, auch wenns nach dem HLWT Reglement nicht viel bringt, aber immerhin war es so möglich, dass Diff noch etwas besser abzustimmen, sodass gegen 8:40 langsam wieder die fahrt aufgenommen wurde, an die neuen Einstellungen gewöhnt wurden die Zeiten wieder langsam besser, die 1:10,999er Marke kam in Sicht.
Die lange Kurve 1 wurde dabei in einem mächtigem langem Powerslide genommen, der leichte Knick vor dem ersten Checkpoint kaum beachtet, nur kommt die Kiste aus den Federn.
Kurve 2, bloß keinen einzigen Zentimeter verschenken, der Mustang wird mit aller Gewalt in die Kurve gepresst, das linke Vorderrad rattert über den Curb, der Bock ist kurz davor sich einzudrehen, danach knattern auch schon direkt die beiden rechten Reifen auf der Streckenaußenseite.
Über den Berg durchgebremst, Kurven 4 und 5 wieder haarscharf, auch die anderen immer knapp fast zu spät.
Beim Anbremsen bergab zu Kurve 6 wird der Bock reichlich nervös und scheut fast, jedes mal knapp am Abflug...



Und da steht sie endlich, 1:10,781, das Gefühl sagt aber, dass da noch was geht.
Der Mustang kriegt die Sporen, in Kurve 2 passte kaum noch eine Tageszeitung zwischen Stoßfänger und Innenwand, auch der Anstieg verlief richtig gut, Checkpoint 2 besagt Bestzeit -0.2...

Dann Kurve 6, zu schnell, zu früh rein und der Supergau:
Über den Curb, der Mustang wird ausgehebelt, dreht sich auf die Seite, rutscht in die Wand, rollt übers Dach auf alle Viere, dreht sich zweimal über den Asphalt und schlägt auf der anderen Seite in die Wand ein.



Diagnose: Totalschaden, um 9:37 Uhr und 24 Sekunden ist der Traum von Dristelen bereits ausgeträumt.
Mustang Fhtagn!
Achse durch, Grundsubstanz total Verzogen, Steuergerät abgeraucht, alles tot.
Und keine 7 Stunden bis zum Start am Riffelsee...
Ob vor Einbruch der Dunkelheit ein Ersatzfahrzeug ranzuschaffen ist, bleibt offen, die Hoffnung stirbt zuletzt...

Zuvor wird immerhin die Strecke ein paar Runden mit anderem Fahrzeug befahren, dann kann man sie wenigstens kennenlernen...
Später mehr dazu...

Schweiz, Matterhorn, 20:00 Uhr durch, immerhin war es möglich einen alten klapprigen Opel Corsa aufzutreiben und man konnte ein paar Runden drehen...
Wobei permanent die Angst mit fuhr, dass eben dieser in kürze aufgibt an einer der Steigungen, der Motor überkocht oder er sich selbstsändig macht.
Die Strecke um den Riffelsee erscheint aufjedenfall brachial zu werden und ist auf den ersten Blick echt abartig.

Gegen 21:00 Uhr klingelte das Telefon, ein neuer Mustang ist unterwegs   
Problem dabei, er wäre in frühstens 2 Stunden da.

Da davon auszugehen ist, dass das Pony ganz anders über die Piste rennt als der kleine runde Opel verspricht es eine interessante Nacht zu werden - immerhin kennt man schonmal den groben Streckenablauf, denn mitlerweile sieht man die Hand kaum mehr vor Augen.

Bis der neue Mustang entladen und eingestellt war, war bereits der neue Tag angebrochen, gefühlt sehe ich nichtmal mehr das dunkle zwischen meinen Augen und der Hand. Ohne die Amaturenbeleuchtung müsste ich schätzen, wo das Lenkrad sein könnte. Immerhin ist die Ausleuchtung ach vorn ok.
Aber von nichts kommt nichts, ganz ohne Punkte will ich Event 2 nicht stehen lassen, auch wenns immernoch regnet und mehr als Dunkel ist...

Die ersten Runden sind sehr hoch, geringfügig schneller als der Corsa
Schnell wird klar, um hier zu bestehen muss man kräftig Arschbacken zusammenkneifen auf dem Bock.
Bereits nach Start/Ziel ist klar, dass es mit allem was der Mustang hergibt bergab geht und direkt hinter der schnellen Links-Rechts-Kombination voll in die Eisen um aus der Kuppe nicht in den Abgrund zu fliegen. Der ideale Bremspunkt ist schnell gefunden, denn hier liegt Zeit. Arschbacken zusammendrücken, über die Kuppe, für einen Moment erscheint alles schwerelos und wieder das Gas durchtreten um keine Zeit zu verlieren.
Der folgende Abschnitt ist bekannt, gut genug, hier wird kein weiterer Fehler passieren, außerdem hat man hier wieder ein sehr ähnliches Tempo, was die Sache vereinfacht.
Es geht bergab ins Dorf, aus zwei rechts wird eine lange gemacht, entlang der Bahngleise und es kommt die Problemstelle des Mustangs, die enge Linkskurve vor dem Anstieg, der Curb auf der Innenseite hebelt das Fahrzeug sehr schnell aus, was in einem unvermeidbaren Dreher resultiert - zuweit aussen und man lässt sehr viel Zeit, die Mitte ist ein sehr schmaler Grad.
Den Berg rauf zieht der Mustang wie nichts gutes, die beiden schnellen rechts kann man auch gut millimeterweise auspeilen.
Alles in allem standen die Zeiten um die 1:20,4xx, und das für einige Stunden, aber Nachts war mir schon immer am liebsten, und das Gefühl, dass was geht, war da.
Es muss irgendwann gegen 3.00 oder 4.00 Uhr Ortszeit gewesen sein, als die Kurvenabläufe ineinanderflossen, der Mustang um den Riffelsee jagte und die 1:19,7 hinbrannte.

Nach der Runde war mir schon etwas pfahl im Gesicht und der Tag war zuende, die folgenden zwei Runden liefen nicht halb so rund und der Entschluss kam, dass es Zeit fürs Bett ist
Erst mit späterer Sichtung der Videoaufnahmen und Datenauswertung beim Frühstück ging mir der Arsch auf Grundeis, zeitgleich zeigten sich aber auch noch ein paar Hunderstel hier und da, ärgerlich.

Aber die Sachen werden bereits verladen, es geht weiter in den Alpen, nächster halt in Österreich, Steiermark, Gemeinde Spielberg, der noch nicht lange, aber altbekannte, wiedereröffnete Österreichring (später A1-Ring, heute Red Bull Ring).
Die große Überraschung an der Stelle, es gibt gerüchte, dass wir als Rahmenprogramm der Formel 1 laufen... Wir lassen uns überraschen.
Durch die langen schnellen Abschitte befürchte ich fast, dass man sich mit dem Mustang hinten anstellen kann in der Rangliste, aber man wird sehen...